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Newsletter - Ausgabe 16

Sehr geehrte Damen und Herren,

es war ein irritierender Moment, als Igor Levit, der weltberühmte Pianist (der im Übrigen auch zu den sogenannten Kontingentflüchtlingen zählt), sich im vollbesetzten Magdeburger Dom am 2. Juli für den Kaiser-Otto-Preis bedankte. Er bedanke sich sehr, so seine Worte, aber andererseits befremde es ihn, dass ein Jude in Deutschland einen Preis dafür erhalte, dass er sich gegen Antisemitismus wehre. Und er frage sich, welche europäischen Werte wir verteidigen, wenn die Tatsache, dass auf Deutschlands Straßen Zehntausende gegen Israel demonstrieren (was ihr Recht sei) und dabei auch Flaggen von Terroristen gezeigt würden (was nicht rechtens sei), während die Polizei die wenigen Demonstranten mit Davidsternen nicht zu schützen vermöge, bei der Ehrung nicht erwähnt werde.

Das saß. Man kann anfragen, ob Levits Worte gut gewählt waren und ob die Kritik an der Festrede der richtige Moment war. Aber der Hinweis auf die Gefühlslage der jüdischen Gemeinschaft, die sich in Deutschland bedroht und wenig gesehen fühlt, die sich jedenfalls nicht mit allgemeinen Worten über die europäischen Werte zufrieden geben will, lässt aufhorchen. Es ist wichtig, dieser Wahrnehmung Ausdruck zu verleihen, auch und gerade wenn es schmerzt.

Am 9. Mai verstarb Margot Friedländer im Alter von 103 Jahren. Sie wird uns als leidenschaftliche Zeitzeugin und Kämpferin für das friedliche Zusammenleben in Erinnerung bleiben. Sie überlebte die Shoah und begann in ihren 80ern von ihren Erlebnissen zu erzählen. Vom Schrecken des Nationalsozialismus zu berichten und vor den Gefahren eines zunehmend erstarkenden Antisemitismus zu warnen, war ihre Lebensaufgabe.

Aktuelle Informationen zur Bekämpfung des Antisemitismus und der Entwicklungen des jüdischen Lebens in unserem Land erhalten Sie in diesem Newsletter.

Herzliche Grüße
Dr. Wolfgang Schneiß – Daniel Grunow – Claudia Stephan – Anja Mansfeld

 

Änderungsvertrag zu Sicherheitsstaatsvertrag mit der Jüdischen Gemeinschaft unterzeichnet

Am 8. Juli wurde der Änderungsvertrag zum Sicherheitsstaatsvertrag unterzeichnet, welcher die Unterstützung des Landes für baulich-technische Sicherungsmaßnahmen, deren Wartung und das Wachpersonal an jüdischen Einrichtungen regelt. Die Änderung des Vertrages war durch den Neubau der Synagogen in Dessau-Roßlau und Magdeburg sowie durch zu erwartende Kostensteigerungen bei der angemessenen Absicherung des Gemeindelebens notwendig geworden. So wird es ab 2027 eine Dynamisierung der Bedarfe für Wachdienstleistungen geben. Zugleich wird die Vertragslaufzeit von fünf auf zehn Jahre verlängert. Ministerpräsident Dr. Haseloff sagte bei der Unterzeichnung: „Wir wollen, dass sich das jüdische Leben in Sachsen-Anhalt weiter gut entwickelt und entfaltet. Dafür den notwendigen Schutz zu gewähren, ist das Anliegen des Sicherheitsstaatsvertrages.

Festakt des Landes in der Leopoldina: 60 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland - Israel

Am 26. Mai 2025 hat die Landesregierung gemeinsam mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle (Saale) einen Festakt zu 60 Jahren diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel durchgeführt. Da Vernetzungen auf wissenschaftlicher und kultureller Ebene maßgeblich dazu beitrugen, die diplomatischen Beziehungen Mitte der 60er Jahre überhaupt erst zu ermöglichen, gab es neben den Festreden auch Vorträge zu den deutsch-israelischen Wissenschaftsbeziehungen und zum Bauhaus-Erbe in Sachsen-Anhalt und Tel Aviv. Ministerpräsident Dr. Haseloff würdigte in seiner Rede die enge Partnerschaft zwischen Deutschland und Israel.

Bertelsmann-Studie zum Israelbild

Passend dazu erschien im Mai die Studie „Deutschland und Israel heute: Zwischen Stabilität und Spannung“ der Bertelsmann-Stiftung. Diese zeigt, dass die Wahrnehmungen zwischen den Bevölkerungen in Israel und Deutschland zunehmend auseinanderdriften. 60% der Israelis haben ein gutes/sehr gutes Bild von Deutschland, während nur noch 36% der Deutschen sich positiv zu Israel äußern und 38% negativ. 2021 waren noch 46% der befragten Deutschen Israel positiv gegenüber eingestellt. Auch Fragen nach Kooperation, antisemitischen Einstellungen und zur Erinnerung an die Shoah wurden gestellt und teilweise sehr unterschiedlich beantwortet.

Vorstellung des Jahresberichts 2024 der Meldestelle Antisemitismus RIAS Sachsen-Anhalt

Am 14. Mai 2025 hat die Meldestelle Antisemitismus Sachsen-Anhalt (RIAS Sachsen-Anhalt) ihre Vorfallsstatistik für das vergangene Jahr vorgestellt. Mit 202 antisemitischen Vorfällen wurde ein 13% höheres Vorfallsvolumen festgestellt. Hierunter sind drei Angriffe, 22 gezielte Sachbeschädigungen und 16 Bedrohungen. Die häufigsten Erscheinungsformen hatten einen Bezug zur Shoah und den Verbrechen des Nationalsozialismus, etwa durch Shoah-Leugnung. Es folgten die vermehrten Diebstähle von Stolpersteinen und Angriffe auf Gedenkstätten. Erstmalig kann auch eine starke Präsenz des antiisraelischen Aktivismus festgestellt werden, mit antisemitischer Agitation auf Kundgebungen.

Der Ansprechpartner dankte dem Team von RIAS Sachsen-Anhalt für seine engagierte Arbeit und betonte: „Der Jahresbericht 2024 zeigt: Es ist so bitter nötig, dass wir gemeinsam alles uns Mögliche tun, um gegen Antisemitismus jedweder Couleur anzukämpfen und Betroffenen zur Seite zu stehen.“
(Die Pressemitteilung finden Sie hier, den vollständigen Bericht können Sie hier herunterladen. Bitte melden Sie antisemitische Vorfälle an das Team von RIAS.)

 

Jahresbericht 2024 von RIAS Bund

Auch die bundesweite Koordination von RIAS hat mittlerweile ihre Zahlen für 2024 vorgestellt: 8.627 antisemitische Vorfälle wurden verzeichnet, was einem Anstieg von 77% zum Vorjahr entspricht. RIAS Bund betont, dass hiermit klar die langfristigen Folgen des Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 und der seitdem gestärkten antisemitischen Agitation weltweit spürbar sind. Der Bericht ist online zugänglich.

Berichte der Landespolizei, des Landesverfassungsschutzes und der Mobilen Opferberatung

Die Landespolizei Sachsen-Anhalt hat im vergangenen Jahr deutlich mehr politische Straftaten im Vergleich zum Vorjahr registriert, wobei die Gewaltstraftaten leicht rückläufig waren. Fast 73% der Straftaten sind rechtsmotiviert. Jedoch stellt die Polizei mit 116 antisemitischen Straftaten einen Rückgang von 10,8 Prozent fest. Hierunter sind mehrheitlich Volksverhetzungen und Propagandadelikte. Weitere Details entnehmen Sie der Pressemitteilung und der grafischen Präsentation.

Der Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt stellte einen neuen Höchststand an extremistischem Personenpotenzial fest. Diesem liegt ein starker Anstieg im Rechtsextremismus um fast 20% zu Grunde. Rechtsextreme Gruppen rekrutieren besonders unter jungen Menschen erfolgreich neue Mitglieder. Im linken Spektrum verstärken sich antiimperialistische Gruppen, die teilweise auf „Diskursmuster des israelbezogenen Antisemitismus“ zurückgreifen. Die Präsentation und den Verfassungsschutzbericht des Landes finden Sie hier.

Weiterhin hat die Mobile Opferberatung Sachsen-Anhalt Anfang April ihre Statistik für das Jahr 2024 vorgelegt und stellt dabei einen massiven Anstieg politisch rechts motivierter Gewalt und einen erneuten Anstieg antisemitischer Gewalt fest. 25 antisemitische Angriffe wurden festgestellt, was einer Zunahme von 25% zum Vorjahr entspricht. Antisemitische Körperverletzungen haben sich auf 7 Fälle verdoppelt.

Jüdischer Landesvorstand zu Besuch bei Ministerpräsident Dr. Haseloff

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff traf sich am 26. März mit der neuen Vorstandsvorsitzenden des Landesverbands Jüdischer Gemeinden, Inessa Myslitska. Begleitet wurde sie von der neuen Geschäftsführerin des Verbandes, Rimma Fil, und ihrem Vorgänger Max Privorozki. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen Fragen zur weiteren Entwicklung der jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt. Für die Durchführung der Tage der jüdischen Kultur überreichte der Ministerpräsident beim Treffen einen Förderbescheid des Landes für das Jahr 2025.

Dialogkonferenz zu Ehren von Professor Hermann Cohen aus Coswig

Am 27. Juni feierte die Cohen-Gesellschaft Coswig (Anhalt) ihr 25-jähriges Bestehens mit einer Dialogkonferenz zusammen mit der Herman Cohen Gesellschaft aus Frankfurt a. M.. Die Veranstaltung „Hermann Cohen – ein großer Sohn der Stadt Coswig (Anhalt)“ ehrte den deutsch-jüdischen Philosophen des 19. und 20. Jahrhunderts und sprach u.a. über seine Leistungen im jüdisch-christlichen Dialog. Die Coswiger Gesellschaft setzt sich dafür ein, den Philosophen und sein Wirken, das sich auch gegen Judenhass und für Verständigung richtete, bekannter zu machen. Der Verein freut sich über Möglichkeiten zur Vernetzung.

Nehmen Sie gerne hierzu Kontakt auf.

Podiumsgespräch am Elisabeth-Gymnasium in Halle

Anfang Juni war Ministerpräsident Dr. Haseloff beim Elisabeth-Gymnasium in Halle (Saale) zu Besuch. Dort nahm er an einer Podiumsdiskussion mit den 10. und 11. Klassen teil. Ausgangspunkt hierfür waren die Erinnerung an 80 Jahre Kriegsende und 40 Jahre seit der neue Maßstäbe für die Erinnerungskultur setzende Rede von Bundespräsident Richard von Weizäcker zum 8. Mai 1985. Es schlossen sich hierzu Fragen um das persönliche Erleben von Freiheit, aber auch die Zukunft der Freiheit und damit einhergehende Verpflichtungen an. Eine Nachlese finden Sie auf der Webseite der Edith-Stein-Schulstiftung.

ConAct: 70 Jahre Deutsch-Israelischer Jugendaustausch

Zum Jubiläum von 70 Jahren deutsch-israelischem Jugendaustauch hat das Koordinierungszentrum ConAct eine Webseite zur Geschichte des Jugendaustausch und als Ort für persönliche Erfahrungsberichte eingerichtet. Zudem hat ConAct hierzu eine ausführliche Broschüre erstellt, welche auch ein Kapitel zur Verbundenheit des Austausch-Netzwerks nach den Angriffen des 7. Oktober 2023 enthält. Die Broschüre ist hier downloadbar.

Magdeburg: Verlegung des 800. Stolpersteins und neue Termine

Am 3. April 2025 wurde der 800. Stolperstein in Magdeburg verlegt. Er ehrt den Kaufmann Wilhelm Kronheim, den früheren Vorsitzenden der Ortsgruppe der Vereinigung für das liberale Judentum. Auch an seine Frau und seinen Sohn wurden durch Stolpersteine erinnert. Unter zahlreichen Teilnehmenden, welche die Verlegung begleiteten, war auch Oberbürgermeisterin Simone Borris.

Weiterhin wurden am 12. Mai Stolpersteine verlegt, die an sieben aus dem Amt getriebene Richter erinnern. Die Richter waren am Landgericht Magdeburg tätig und wurden 1933 aus dem öffentlichen Dienst suspendiert. Die Stolpersteine hierzu wurden vor dem Landgericht in der Halberstädter Straße verlegt, im Beisein von Justizministerin Franziska Weidinger, dem Stolpersteine-Initiator Gunter Demnig und zahlreichen Gästen aus Gesellschaft, Verwaltung und Justiz. Eine Gedenkveranstaltung im Landgericht schloss sich an.

Leider wurden Anfang April aber auch fünf Stolpersteine in der Nähe des Nordparks in Magdeburg entwendet, der polizeiliche Staatsschutz ermittelt zu diesem Diebstahl. Die Stolpersteine wurden am 12. Mai ersetzt.

Erfolgreich gestaltet sich die Vergabe von Patenschaften für Verlegestellen der Magdeburger Stolpersteine. Von den 268 Verlegestellen sind 259 bereits vergeben. In Zahlen der Steine betrachtet bedeutet das, 815 von 830 Stolpersteinen haben Patinnen oder Paten. Diese sehr nachhaltige Konzeption sichert der städtischen AG „Stolpersteine für Magdeburg“ Aufmerksamkeit, Kontrolle und ein angemessenes Gedenken für die Menschen, für welche Steine verlegt wurden. Interessentinnen und Interessenten können sich bei netzwerk-stolpersteine-md(at)t-online.de melden.

 

Bitte um Mitarbeit: Stolperstein-App für Sachsen-Anhalt

Die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt holt die App „Stolpersteine digital“ nach Sachsen-Anhalt. Künftig sollen alle Stolpersteine im Land und die zugehörigen Biographien über die App zugänglich sein. Auch eine Möglichkeit zum virtuellen Gedenken bietet die App, die bereits die Stolpersteine in Schleswig-Holstein, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern erfasst hat.

Die Landeszentrale lädt alle Engagierten und Initiativen, die Stolpersteine in Sachsen-Anhalt verlegt haben oder pflegen, sehr herzlich ein, gemeinsam alle Stolpersteine im Land der Allgemeinheit noch besser zugänglich zu machen. Schreiben Sie dazu – wie auch bei allen Rückfragen zum Projekt – mit dem Stichwort „Stolpersteine“ bitte an folgende Mailadresse: netzwerk(at)sachsen-anhalt.de

Am 5. November wird die App im Rahmen einer ganztägigen Konferenz in Magdeburg vorgestellt. Dabei besteht auch die Möglichkeit zum Austausch über lokale und digitale Erinnerungskultur und zur Vernetzung.

Einrichtung einer Schiedsgerichtsbarkeit zu NS-Raubgut

Beim 22. Kulturpolitischen Spitzengespräch Ende März 2025 haben Bund, Länder und die Kommunalen Spitzenverbände ein Verwaltungsabkommen unterzeichnet, welches die Einrichtung einer Schiedsgerichtsbarkeit für NS-Raubgut vorsieht. Diese Weiterentwicklung geht aus der bisher bestehenden Beratenden Kommission hervor. Das Gremium wird beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste mit Sitz in Magdeburg eingerichtet. Hierdurch soll die Rückgabe von NS-Raubgut verbessert und vereinfacht werden.

Förderrichtlinie jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt

Über die Förderrichtlinie jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt werden kontinuierlich Vorhaben zur Stärkung des jüdischen Lebens unterstützt, auch zahlreiche Veranstaltungsformate. Dazu gehören aktuell zum Beispiel folgende Projekte:

  • Format Filmkunst e. V.- „Tacheles - Antisemitismus im Blick“,
  • Evangelische Domgemeinde Havelberg-Nitzow – „Havelberger Dialoge – jüdisches Leben heute“,
  • Stiftung Moses Mendelssohn Akademie – „Begegnungsfest mit Kabbalat Schabbat, Abend und Morgengottesdienst, Stadtrundgang und Harzausflug“,
  • Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg K. d. ö. R. – „Nach dem Ankommen – Jüdische Gemeinschaft im Wandel (1994–2024). Eine dokumentarische Annäherung.“

Anträge können jederzeit gestellt werden und orientieren sich in diesem Jahr an folgender Richtlinie.
Die Fortführung der Richtlinie für den Zeitraum 1. Januar 2026 bis 31. Dezember 2029 wurde genehmigt. Die entsprechende Richtlinie wurde am 30.6.2025 im Ministerialblatt veröffentlicht.

Neue EU-Fördermöglichkeiten gegen Antisemitismus und zur Erinnerung an den Holocaust

Zwei neue EU-Förderaufrufe sind kürzlich gestartet und bieten Projektmittel zur Antisemitismusbekämpfung:

„Fighting against antisemitism“, Bewerbungszeitraum bis 23. Oktober 2025 und zum Gedenken an den Holocaust:
„Strengthening the remembrance of the Holocaust against Jewish people“, Bewerbungszeitraum bis 1. Oktober 2025.

Die Webseite der Europäischen Kommission hält die Aufrufe und zusätzliche Informationen bereit.

Weltkirchenrat verabschiedet Resolution gegen Israel

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), der Zusammenschluss von rund 350 mehrheitlich protestantischen Kirchen, hat am 22. Juni 2025 bei seiner Versammlung in Johannesburg (Südafrika) die Erklärung „Ein Aufruf zur Beendigung von Apartheid, Besatzung und Straflosigkeit in Palästina und Israel“ veröffentlicht: In dieser werden Israel „Apartheid“ und Verstöße gegen das Völkerrecht vorgeworfen, wogegen Sanktionen und Desinvestitionen gefordert werden.

Aus unserer Sicht ist die Erklärung ein weiterer Tiefpunkt in der einseitigen Haltung des Weltkirchenrates. Sowohl die gewählten Formulierungen als auch die befürworteten Maßnahmen im Geiste der BDS-Bewegung verdienen eine deutliche Zurückweisung. So finden weder die Terrororganisation Hamas Erwähnung noch der Angriff vom 7. Oktober 2023 und die israelischen Geiseln, die immer noch im Gazastreifen gefangen gehalten werden. Palästinenser sind in dieser Erklärung durchgängig die Opfer und Israelis nur Täter.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich davon leider nur spät und reichlich halbherzig distanziert.

 

Vorwürfe bei der Jahresausstellung der Kunsthochschule Halle

Anlässlich der Ausstellung zum Ende des Studienjahres an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, bei der ausgewählte studentische Arbeiten gezeigt werden, gibt es erneut Vorwürfe bezüglich antisemitischer Bezüge bezogen auf ein ausgestelltes Kunstwerk sowie Veröffentlichungen aus der Studierendenschaft. Die Hochschulleitung wehrt sich gegen die Vorwürfe und schlägt die Schaffung eines unabhängigen Ethikrats zum Spannungsfeld „Kunstfreiheit, Diskriminierung und medialer Öffentlichkeit“ vor, in dem Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Kunstfreiheit im Kontext gesellschaftlicher und politischer Diskurse zu entwickelt werden sollen. Der jüdische Landesverband hat die große Besorgnis der Gemeinden angesichts der geschilderten Vorfälle zum Ausdruck gebracht. Der Ansprechpartner steht im Kontakt mit allen Beteiligten. Das Thema bedarf dringend der gemeinsamen Aufarbeitung.

Vollfinanzierung von Fahrten in das Berend Lehmann Museum Halberstadt und das Museum Synagoge Gröbzig durch die Landeszentrale für politische Bildung

Die Fahrtkosten von Schülerinnen und Schülern allgemein- und berufsbildender Schulen für die Besuche des Berend Lehmann Museums für jüdische Geschichte und Kultur in Halberstadt und des Museums Synagoge Gröbzig können in diesem Jahr vollständig durch die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt gefördert werden. Die entsprechenden Antragsformulare erhalten Sie direkt bei der Landeszentrale für politische Bildung. Eine Fortsetzung dieser Unterstützungsmöglichkeit wird für das Jahr 2026 angestrebt.

Informationen zu den pädagogischen Angeboten beider Museen finden Sie auf den Webseiten des Berend Lehmann Museums und des Museum Synagoge Gröbzig.

Die Museumsteams freuen sich auf Ihre Anfragen und spannende Formate mit verschiedenen Gruppen!

Nir Lasri ist neues Vorstandsmitglied des Deutschen Koordinierungsrates


Im Mai 2025 wählte der Deutsche Koordinierungsrat (DKR) der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Nir Lasri aus der Synagogen-Gemeinde Magdeburg neu in seinen Vorstand. Wir gratulieren herzlich und freuen uns, dass Anliegen aus Sachsen-Anhalt nun noch wirkungsvoller in den Koordinierungsrat eingespeist werden können. Bundesweit bekannt ist der Koordinierungsrat vor allem durch die Woche der Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit (früher: Woche der Brüderlichkeit) und die Verleihung der Buber-Rosenzweig Medaille.

30 Jahre Moses Mendelssohn Akademie Halberstadt

Am 1. März 1995 nahm die Moses Mendelssohn Akademie in Halberstadt ihre Arbeit auf. Der 30. Geburtstag war für die MMA jüngst ein guter Anlass, zu einer Feierstunde einzuladen. Unter der Überschrift „EIN BLICK ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT“ nahmen aktuelle und ehemalige Mitglieder des Kuratoriums, Wegbegleiter, Kooperationspartner und Verantwortliche aus Stadt und Land die Gelegenheit zum Austausch am 12. März gerne wahr. Die Festrede im Synagogenraum der Klaus hielt Kulturstaatssekretär Dr. Sebastian Putz. Ehrengast war der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer.

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Moses Mendelssohn Akademie wird die von Dr. Ido Lahav Noy kuratierte Sonderausstellung „HAMSA” im Berend Lehmann Museum für jüdische Geschichte und Kultur sowie in kooperierenden Einrichtungen in Halberstadt gezeigt. Die geplante Eröffnung der Ausstellung Ende Juni wurde zunächst aufgrund des Krieges zwischen Israel und Iran verschoben, da die eingeladenen Teilnehmenden aus Israel nicht anreisen konnten. Sie soll im Herbst hoffentlich nachgeholt werden.

Eduversum

Der Verlag und die Bildungsagentur Eduversum bietet Workshops, Ausstellungen und Fortbildungskurse für junge Menschen und Lehrkräfte an, u.a. zum Umgang mit Antisemitismus und zur Vermittlung jüdischen Lebens. Diese werden entsprechend den Auftragsanforderungen konzipiert.

DEFA-Filmtage – Podium zu jüdischem Leben im DDR-Film

Am 12. April nahm der Ansprechpartner an einer Podiumsdiskussion zur Darstellung von jüdischem Leben und Jüdinnen und Juden in Filmen der DDR teil. Dieses Podium war ein Programmpunkt der DEFA-Filmtage 2025 in Merseburg. Beim MDR können Sie das Podium nachhören.

Termine

5. August: Ausstellungseröffnung „Als Juden markiert und verfolgt“ in Dessau
Im Logenhaus in Dessau eröffnet am 5. August die Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt „Als Juden markiert und verfolgt. Jüdische Identitäten und NS-Tatorte in Sachsen-Anhalt“. Zwölf jüdische Persönlichkeiten, mit ihren vom Nationalsozialismus gezeichneten Lebenswegen, stehen im Fokus. Zudem werden die sechs Tatorte und heutigen Gedenkstätten Lichtenburg, Bernburg, Langenstein, Gardelegen, Roter Ochse Halle und Moritzplatz Magdeburg vorgestellt und machen deutlich, dass die nationalsozialistischen Verbrechen nicht nur fern im Osten stattfanden, sondern direkt vor der Haustür, in der eigenen Nachbarschaft. Die Ausstellung kann bis zum 5. September besucht werden.

31. August – 5. September: Studienfahrt zum NS-Vernichtungslager Treblinka  
Die Landeszentrale für politische Bildung bietet Ende August eine Studienfahrt zum Vernichtungslager Treblinka für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus dem Bereich der politischen und historisch-politischen Bildung an. Der Besuch legt seinen Fokus auf die Geschichte und die Folgen des Nationalsozialismus sowie die Erinnerungskultur. Die Anmeldung ist bis zum 10. August möglich und erfolgt unter folgendem Link.
Dort erhalten Sie mehr Informationen.

10./11. September: Lesereihe „Für Israel lesen! (Magdeburg, Halle, Halberstadt)
Die Lesereihe der Landeszentrale für politische Bildung mit dem Blogger Oliver Vrankovic und dem Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi findet in Halle (Saale), Halberstadt und Magdeburg statt. Die Lesungen mit Herrn Vrankovic im Juni konnte aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Iran nicht stattfinden und werden nachgeholt. Alle Informationen und die Anmeldemöglichkeiten entnehmen Sie bitte der Webseite.

25./26. September: Stolpersteinverlegungen in Magdeburg
Am 26. September ab 9.00 Uhr werden zum dritten Mal in diesem Jahr in Magdeburg Stolpersteine verlegt, die an ehemalige jüdische Magdeburgerinnen und Magdeburger erinnern sollen. Auch diesmal wird dazu der Künstler Gunter Demnig erwartet. Die Verlegungen der insgesamt 30 Stolpersteine beginnen vor Erzberger Straße 10a. Dort endete früher die heute nicht mehr vorhandene Braunehirschstraße, auf der Mojzes Moritz Orner mit seiner Familie wohnte.
 Auch Angehörige der evangelischen Familie des Landgerichtsdirektors Dr. Friedrich Weißler werden zur Stolpersteinverlegung in Magdeburg erwartet. Die Familie wurde wegen ihrer jüdischen Wurzeln verfolgt. Wolfgang Weissler und Dr. Bettina Weissler-Ried stehen am 25. September um 19.30 Uhr im Foyer der Pauluskirche in einem Offenen Abend zu Gespräch und Informationen zur Verfügung.

19. Oktober: Morgenstunde-Lesung der Moses Mendelssohn Gesellschaft in Dessau
Die Moses Mendelssohn Gesellschaft organisiert in der Weill-Synagoge in Dessau am 19. Oktober um 11.00 Uhr eine Lesung mit Dr. Hermann Simon. Er erhielt 2020 den „Moses-Mendelssohn-Preis zur Förderung der Toleranz gegenüber Andersdenkenden und zwischen den Völkern und Religionen“ des Landes Berlin. Simon ist Historiker, war Museumsdirektor des Centrum Judaicum in Berlin und hat umfangreich zur Geschichte der Juden in Deutschland geforscht und publiziert. Dies ist ein frühzeitiges Save-the-Date für Sie, nähere Informationen folgen.

14.-16. November 2025: Save the Date – Offener Shabbat in Halberstadt  
Im Rahmen der Tage der jüdischen Kultur wird im November ein offener Shabbat in Halberstadt gefeiert. Merken Sie sich dieses Wochenende gerne bereits jetzt vor, weitere Informationen folgen.

Dauerhaft: Jüdische Kulturveranstaltungen in ganz Sachsen-Anhalt
Die Tage der jüdischen Kultur, welche vom Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt verantwortet werden, organisieren das ganze Jahr über Veranstaltungen. Terminhinweise finden Sie auf der Webseite der Kulturtage, auf Facebook und auf Instagram. Über die Webseite wird zukünftig auch ein eigener Newsletter zur Verfügung gestellt. Bitte nutzen Sie unbedingt die Möglichkeit, sich in diese Aktivitäten und das wachsende Netzwerk einzureihen.

Leseempfehlungen und Medien

Bildungsstätte Anne Frank – „Welcher Fluss und welches Meer“
Die Broschüre der Bildungsstätte beleuchtet die Mythen und Streitpunkte des Israel-Palästina-Konflikts und erklärt die Bedeutung der Parole „From the river to the sea“, die oft auf Demonstrationen gegen Israel zu hören ist.  

Schulstudie zu Antisemitismus in Sachsen-Anhalt erschienen
Die Studie „Antisemitismus im Kontext Schule“ des Kompetenzzentrums antisemitismuskritische Bildung & Forschung untersucht die schulischen Begebenheiten in Sachsen-Anhalt und hat dafür empirisches Material von Lehrkräften und jüdischen Schülerinnen und Schülern ausgewertet. Die Studie ist, nach einer Vorstellung auf dem Fachtag für Lehrkräfte im vergangenen Oktober, nun in Kürze hier erhältlich.

Bundeszentrale für politische Bildung – TikTok als antisemitischer Radikalisierungstunnel
Die Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank gab der Bundeszentrale für politische Bildung ein Interview über die antisemitische Tragweite von TikTok und wie u.a. Lehrkräfte damit umgehen sollten.  

Buch: Stephanie Lunkewitz - „Ich war Eva Diamant“
Die Köthener Illustratorin Lunkewitz zeigt mit ausdrucksstarken Bildern das Leben und die Überlebensgeschichte der Budapester Jüdin Eva Diamant (heute Eva Szepesi) mit der Flucht aus Ungarn, dem Verlust der Familie und der Deportation nach Auschwitz. Das Buch für Jugendliche ab 12 Jahren ist im Ariella Verlag erschienen.

Strategien zur Sensibilisierung gegen Antisemitismus in der öffentlichen Verwaltung
Professorin Dr. Angela Kolb-Janssen, Mitglied des Beirats für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt, hat in der Verwaltungsrechts-Zeitschrift Landes- und Kommunalverwaltung, Ausgabe 11/2024, S. 477-488, einen Beitrag zur Antisemitismussensibilisierung in der Verwaltung publiziert.

Deutschlandfunk – Jüdisches Leben: Kann die Verfassung Schutz bieten?
Zur Aufnahme des Schutz jüdischen Lebens in die saarländische Landesverfassung wurde Ministerpräsident Dr. Haseloff für diesen Radiobeitrag interviewt. Dabei geht es besonders um den Bezug zu Artikel 37a der Verfassung des Landes Sachsen-Anhalt, welche zur Nichtverbreitung nationalsozialistischen, rassistischen und antisemitischen Gedankenguts verpflichtet.

Ministerium für Bildung – Handreichung für Demokratiebildung in der Schule
Im März 2025 wurde die 2. Auflage der Handreichung veröffentlicht. Sie dient als Arbeitsinstrument für Pädagoginnen und Pädagogen der schulischen und außerschulischen Bildung. Antisemitismus und Erinnerungskultur sind explizit erwähnt.

App: Nazi Crime Atlas – Digitaler Atlas NS-Verbrechen
Das Projekt erfasst alle ermittelten Verbrechen der NS-Diktatur, welche nach 1945 justiziell ermittelt wurden. Dazu wird ein digitaler Atlas in Form einer App bereitgestellt, welche 25.000 Fälle an 8.000 Orten in ganz Deutschland bereithält.

Maimonides Bildungswerk – Bildimpulse Judentum & Islam
Zu den Gemeinsamkeiten von jüdischer und islamischer Tradition hat das Maimonides Bildungswerk eine Gegenüberstellung mit 90 Bildimpulsen und Erklärtexten konzipiert. Das Kartenset eignet sich u.a. für die schulische Behandlung und ist hier käuflich erwerbbar.

Webseite: Reclaim Zionism
Die Webseite „Reclaim Zionism“ (zu Deutsch: Zionismus wiederaneignen) erklärt den Begriff Zionismus durch seine historische Entstehung. Auch werden negative antizionistische Mythen faktenreich widerlegt. Reclaim Zionism ist ein Projekt der Nichtregierungsorganisation Werteinitiative e.V.

Radiobeitrag zur Theresienstadt-Gedenktafel des Lyonel-Feininger Gymansiums Halle
Bereits im letzten Newsletter hatten wir auf die Errichtung einer Gedenktafel für die ermordeten jüdischen Hallenser im Konzentrationslager Theresienstadt hingewiesen, dass die Schülerinnen und Schüler des Lyonel-Feininger-Gymnasiums entworfen haben. Bei Radio Prag ist hierzu ein deutschsprachiger Beitrag über die Schulfahrt des Gymnasiums nach Prag erschienen, der auch die Nachfahrin einer Theresienstadt Überlebenden aus Halle zu Wort kommen lässt.

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